Sonntag, 8. Februar 2009

Von Jodhpur nach Dharamsala ...
Auch beim zweiten in der „Blauen Stadt“ Jodhpur war die indische Authenzität kaum zu übertreffen und in Rajasthan wohl einzigartig. Beim Wandern durch Seitenstraßen und Gassen springt einfach immer ein nettes Gespräch und ein Chai heraus. Und gegen den königsblauen Himmel sehen die blau bepinselten Brahmanen Häuser einfach urniedlich aus. Und nicht zu vergessen Yoshis wundervolles einzigartiges Guesthouse mit der atemberaubenden Dachterasse mit Aussicht auf das majestätische Fort. Jodhpur, also immer eine Reise wert ...
Die Karawane zieht weiter .... hieß es dann in Jaisalmer, wo wir uns für sofort für eine 2-tägige Kamelsafari angemeldet haben. Nach einem schnieken Abendessen in einem der traditionellen Havelis hieß es dann am nächsten Morgen rein in den Jeep und ab gen Wüste, wo wir nach ein paar kleinen Zwischenstopps auch unsere Kamele und die Kamelpapas getroffen haben. Jeder ein Kamel; Decken, Zelte, Essen, Geschirr rauf auf die Kamele und los gings. Einmal raufspringen, Hinterbeine hoch und Vorderbeine hinterher. Gemütlich und einfach endlos kauend wie Kamele eben sind, ging es dann auch in gemächlichem Tempo auf und davon. Büsche, Kakteen, kleine verirrte Bäume, Sand, Steine - bis es dann nur noch Sand war ..... Yeah, das Nachtlager in einer riesigen Sanddüne haben wir dann auch mit schmerzhaftem Hinterteil und o-beinigen Oberschenkeln erreicht. Trotz sich anbahnendem Muskelkater mussten wir dann erst Mal bis zum Sonnenuntergang durch die Dünen rennen und jedes einzelne Sandkorn bewundern! Schlafen unter dem Wüstensternenhimmel war auf jeden Fall ein geniales Erlebnis. Am nächsten Tag ging es dann noch durch ein paar Dörfer und wieder in eine andere Düne für die tägliche 3-stündige Mittagspause ....
Turbanknoten und dunkle Bärte starren mich an. Ich bin nach Zwischenstop in der Wüstenstadt Bikaner und einer recht erträglichen Nachtbusfahrt in Amritsar in Punjab angekommen – der State mit der größten Dichte der Sikh, einer abgespalteten Religionsgruppe des Hinduismus. Und weil die Sikh für ihre Gastfreundlichkeit bekannt sind, gab es auch kostenlose Unterkunft und Essen im Goldenen Tempel, dem allerheiligsten Monument der Sikh. Das Sikh Museum, dass ich natürlich pflichtbewusst besucht habe, erzählte die Geschichte der Sikh voller Gewalt, Kampf und Sieg. Was für eine friedversprechende Grundlage für eine Religion. Nun aber die Sikh beiseite. Amritsar ist auch Grenzstadt zu Pakistan und die tägliche Zeremonie der Grenzschließung um 17:30 ist eine einzige Prollerei und Stärkedemonstration von beiden Seiten. Die Soldaten beider Seiten führen einen Tanz auf, der ein bisschen an ballettanzende Affen erinnert. Je höher die Beine geschwungen werden, desto lauter das Gebrüll. Allem voran der fürs Vorbrüllen zuständige Wachmann.. “Großartiges Indien” Geschreie wollte gar kein Ende nehmen und die Sonntags-Familienausflügler hatten es dann auch wegen dem montäglichen Republic Day nicht eilig, nach Hause zu kommen und verstopften dementsprechend intensiv die Straßen zurück in die Stadt …
Noch eine Tagesreise in Bus und Kangra-Tal-Spielzeug-Eisenbahn (wörtliche Übersetzung) nördlich war dann Tibet angesagt. Mitten im indischen Himalaya hat seit 1959 der Dalai Lama nach dem Einmarsch der Han-Chinesen sein Exil im kleinen McLeod Ganj nördlich von Dharamsala aufgeschlagen. Und mit ihm gleich ein paar weitere tausend geflüchtete Tibeter. Jedes Jahr kommen neue Flüchtlinge in der Hoffnung um ein neues Leben hier an. Ohne an dieser Stelle Stellung für oder gegen Tibet (und somit gegen oder für China), die Aura und die Spiritualität die vom Dalai Lama und seinen eng vertrauten Mönchsorden ausgeht ist beeindruckend. Die Straßen voll mit weinroten Roben und tibetischen Frauen im traditionellen Rock mit bunt gestreifter Schürze. Momos, Thupka, Thentuk und heiße Zitrone mit Ingwer und Honig - Erinnerungen an Nepal und Yunnan werden wach. Die schneebedeckten Bergkuppen und die eiskalten Nächte: endlich musste ich mir doch noch eine dickere Strickjacke kaufen. Vier Tage waren zu wenig ….